Schlange! Schlange!

Wenngleich Zweifel und Zwiespalt einer Lachesispersönlichkeit schwer zu schaffen machen können, eben weil die Neigung, so tief als möglich hinabzusteigen so unwiderstehlich ist, so bewahrt sich Lachesis doch eine tiefe Abneigung gegenüber Dogmatismus jeglicher Art. Lachesis kann durchaus Zuflucht im Fanatismus suchen, um ein angemessenes Ventil für seine tiefen, heftigen inneren Kämpfe zu haben, bleibt aber belehrbar und läßt sich mittels triftiger Argumente auch von anderen Meinungen überzeugen. Der Fanatismus ist hier Ausdruck einer stark ausgeprägten Intensität, mit der Lachesis zu denken, fühlen und handeln pflegt, jedoch nicht als Borniertheit mißzuverstehen. "Typisch : großes Mitteilungsbedürfnis, denkt laut, begeistert sich für Ideen, philosophische Systeme oder religiöse Doktrinen bis zum Fanatismus und will jedermann davon überzeugen. Läßt sich aber durch triftige Gründe belehren, denkt darüber nach und, wenn er sich von der Unrichtigkeit seiner Theorien überzeugt hat, vertritt er mit ebenso großem Eifer die gegenteilige Lehre." (7) Philosophische Systeme, Religiosität, daß diese beiden Begriffe Schlüsselpositionen im Lachesis-Leben einnehmen, unterstreicht einmal mehr die intensiv-existentialistische Grundhaltung der Schlangen-Persönlichkeit. Die Auseinandersetzung mit solchen Themen vollzieht sich bei Lachesis zudem in ungeheurer Geschwindigkeit. Ein Tatbestand, der immer wieder in Einsamkeit enden kann. Lachesis ist zu schnell für seine Umwelt, wird nicht verstanden, fühlt sich unverstanden, und suhlt sich dann unter Umständen gern in einsamem Schmerz. Die Umwelt ist ihm zu langsam, mitunter gar zu blöd. Kurioserweise hat Lachesis tatsächlich oft recht und kommt viel schneller zu gleichen Ergebnissen wie die Anderen - nur in viel kürzerer Zeit eben. Zu allem Überfluß verstehen sie es auch im nachhinein nicht, daß Lachesis schon vorher alles genau so angeregt hatte. Lachesis ist für sie ein verrückter, ausgeflippter chaotischer Themenspringer geblieben, der wirres Zeug geredet hat. Lachesis wird hier nicht rehabilitiert und verharrt in der Position des nicht zu verstehenden bedrohlichen Bösen oder zumindest eines Befremden verursachenden Menschen. Kein Wunder, daß letzterer die Neigung entwickelt, Götter als angemessenere Gesprächspartner zu empfinden. Da können diese "langsamen Blöden" überhaupt nicht mitreden.
"Beim Versuch, den Hauptwesenskern, die zentrale Idee des Themas Lachesis in wenigen Worten zu benennen, scheint mir der Begriff 'Zweifel' von besonderer Bedeutung zu sein.
Mein Lehrer Andreas Krüger sprach in diesem Zusammenhang von einem Konflikt zwischen "Weisheit und Verführung". Hier klingt bereits der Bezug zum Sündenfall an. Als die Schlange Adam und Eva nahelegte, doch ruhig den Apfel vom verbotenen Baum zu essen und der Biß in diesen Apfel dann der Vertreibung aus dem Paradies gleichkam, da obsiegte vermeintlich zunächst die Verführung über die Weisheit. Die Menschen standen und stehen seitdem vor dem Dilemma, "zwar zum Guten entschlossen zu sein, aber das Böse trotzdem nicht lassen zu können". Das liegt daran, daß es so schwer fällt, das Gute im Bösen zu erkennen. Die meisten schaffen dies ein ganzes Leben lang nicht und müssen wiederkommen (Reinkarnationsgedanke). Doch irgendwann ist es geschafft, und es stellt sich heraus, daß nur kraft der Verführung Weisheit erlangt werden kann. Das Böse befreien - und damit das Gute im Bösen - sind auch charakteristische Aspekte einer Lachesis-Heilung. Das Prinzip des wiederkehrenden Sohnes. Er ist dem daheimgebliebenen Bruder überlegen, der zwar unbefleckt und gut geblieben ist, aber auch nichts anderes kennt. Auf diese Weise wird er immer nur Erzengel bleiben können, ohne Entdeckung seines Selbst und ohne Entwicklung von Selbstgewahrsein. "Betrachtet es als einen Grundsatz, daß das Wesen des Menschen in der Theose (Rückkehr zum Vaterhaus) allen Erzengelrängen weitaus überlegen ist. Deshalb gibt es am Ende keine ewige Bestrafung. Es gibt nur das Erwerben von Erfahrung in der Materie, das uns die Selbstbewußheit entwickelt. Um es mit den Worten des Paulus auszudrücken : "Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg?"
Die Erkenntnis, daß die Hölle des einen des anderen Paradies sein kann, läßt keinen Dogmatismus mehr zu. Auf der Suche nach dieser Einsicht befindet sich Lachesis.
Im Gespräch mit Göttern wird Lachesis noch schneller. Die Gedanken und Gefühle können dann maschinengewehrartig so schnell nacheinander und auch gleichzeitig einschlagen, daß Lachesis selbst nicht mehr versteht, was er denkt. Dies sind die göttlichen Eingebungen, die man nur noch festhalten kann , so gut es eben geht. Das Verständnis bleibt späteren Zeitpunkten vorbehalten . In einer solchen Situation würde Lachesis auch von anderen nicht erwarten, verstanden zu werden. Ein gemeinsames Verständnis darüber, daß es völlig in Ordnung ist, jetzt nichts zu verstehen, ohne daß dies befremden muß, wäre Verständnis genug."



(http://www.heilpraktiker-berlin.org/.../259-lachesis.html)

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